Auf dem Kalvarienberg in Bozen,
Karfreitag*
Wie doch die Autobahn alles so
wichtig macht!
Das Rauschen der Autos, der PKWs
und LKWs, trägt
den Imperativ der Ökonomie und des
Erfolgs
und des Dabeiseinwollens
in rhythmischen Schüben zu dir
herauf:
eine Holzlast, wer weiß für welchen
Möbelmarkt,
der Milchtransport, vom Computer
bereits
in Käselaibe umgerechnet;
der Bus, der die Zimmer im
Sporthotel
für den nächsten Turnus geleert
hat –
dann noch einer, mit Pilgern
(vielleicht),
auf dem Weg nach Rom…
Auf der schnellen Spur die
Vertreter und Reparateure,
Anwälte und Konstrukteure –
dazwischen, leicht denkbar, ein
Verliebter,
die Blumen am Rücksitz, und nicht
zu vergessen,
auch jene, die unterwegs sind für
einen Beistand,
zu trösten, zu heilen, oder lang
erwartete Freunde…
Eine große Ladung, diesmal mit
Autos,
geschachtelt wie auf
Abschussrampen,
für Ungeduldige, die ihr neues
Modell kaum erwarten…
Und du, guter Jesus, hier oben,
zwischen den Schächern am Kreuz:
das Scheppern der römischen Rüstungen
und der Lärm in Jerusalem am
Vorabend des Sabbat –
es war damals gewiss nicht ferner
von dir…,
und von der Klage der Mutter nahm
man schon damals
keine Notiz…
Und doch, als keiner es ahnte,
brach deine Liebe
am Kreuz,
vom Kreuz
sieghaft hervor!
Mit ihren Autos tauchen sie heute
in den Tunnel unter dir ein –
wie in den Berg der Erlösung,
wie in ein riesiges heiliges Grab
–
und für Momente
empfangen sie, unwissend,
vom Kreuzhügel herab
das Sakrament der großen Vergebung
–
„Verzeih‘ ihnen, sie wissen nicht,
was sie tun…“ -
für das Leben danach,
für das andere - das ewige - Leben.
*Der Bozner Kalvarienberg liegt auf dem Porphyr-Felsvorsprung
des Virgl, durch den die Tunnelröhren der Brennerautobahn führen.
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